Ortsgeschichte

von Schafhausen

Die Ortsnamensendunghausen spricht dafür, die Entstehung Schafhausens am Ende oder kurz nach der alemannisch-fränkischen Periode (7./8. Jh.) anzusiedeln. Das Urdorf Schafhausen dürfte um 750 n. Chr. von der damals bis zu ihrem Untergang im Jahre 1131 maßgebenden Größe in unserer Gegend, den Calwer Grafen, gegründet worden sein. Sie beherrschten und besaßen den Würmgau, der sich wohl von Wildbad bis Renningen / Magstadt und von Dätzingen bis Tiefenbronn erstreckte. Die Calwer Grafen waren es auch, die das Kloster Hirsau im Jahre 830 zum erstenmal und 1065 zum zweitenmal gründeten.
Die erste Erwähnung des Ortsnamens von Schafhausen fällt in die ersten Jahre des 12. Jahrhunderts. Neun schriftliche Aufzeichnungen Schafhausen betreffend finden sich im sogenannten Codex Hirsaugiensis, einem Verzeichnis der Schenkungen und Erwerbungen des Klosters Hirsau, welche ausschließlich dem 11. und 12. Jahrhundert angehören.
Der heute im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart aufbewahrte Codex stellt jedoch eine vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammende Abschrift des verlorengegangenen Originaldokuments dar, welches um 1200 abgeschlossen war und zum Teil aus neuerer Zeit ergänzt wurde.
Über die genannten Äbte und Besitzer können wir die Erwähnungen für Schafhausen in die Zeitspanne von 1100 1150 eingrenzen. Conrad von Beutelsbach, Adelwig von Neidlingen und Woppelinus von Plieningen schenkten je ihre Anteile an der Kirche in Schafhausen dem Kloster Hirsau. Sie und andere Eigentümer vermachten dem Kloster dazu noch mehrere abhängige Bauerngüter (Huben), zwei Männer Lehen, drei Mühlen (!), mehrere Wiesen und einen Weinberg.

Quelle Original Archivbild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Quelle Original Archivbild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Die bis heute älteste Urkunde, in der der Ortsname Schafhausen erscheint, ist eine in Weil der Stadt ausgestellte Schenkungsurkunde vom 22. November 1272. Darin vermacht eine gewisse Adelheid von Weil der Stadt dem Kloster Herrenalb eine Wiese in Schafhausen.
Der Ortsname von Schafhausen lässt sich vom Schafhaus ableiten. Die teilweise heute noch kargen Bergabhänge in Schafhausen bildeten günstige Weideflächen für die Schafhaltung. Auch war durch die Würm genügend Wasser für Tier und Mensch vorhanden. Dazu kam, dass der flache und verzweigte Würmverlauf in Schafhausen (vor seiner Begradigung 1971) für die Überquerung mit einer Herde und für die Schafwäsche weitere Voraussetzungen für die Schafzucht und Schafhaltung bildeten. So wurden 1936 noch 5000 Schafe in 23 Herden aus der näheren und weiteren Um¬gebung nach Schafhausen gebracht, um in der damals neu hergerichteten Schafwäsche das Fell der Schafe zu schwemmen und zu waschen.
Unterstützt wird diese Ortsnamensableitung vom Schafhaus auch durch die Tatsache, dass der Schafhof auch „Herrschaftshof“ genannt wurde. Der Schafhof dürfte daher immer der Ortsherrschaft gehört haben.

Die Besitzer von Schafhausen

ab ca. 750Die Grafen von Calw
um 1100 Infolge Vererbung und Verkauf kamen bis 1100 zum Beispiel Conrad von Beutelsbach, Adelwig von Neidlingen, Woppelinus von Plieningen und Luff von Kurnbach zu Besitzungen in Schafhausen. Teile davon verschenkten sie an das Kloster Hirsau und andere Klöster.
um 1300Ein Zweig der Adelsfamilie der Nixen von Hoheneck nennt sich nach Schafhausen und dürfte daher Ortsbesitzer hier gewesen sein: „Johann g(e)n(ann)t die Nixe(n) Ritter von Schaffhusen“ (1307).
um 1400 bis ca. 1456/58 Die Markgrafen von Baden
1410belehnt Markgraf Otto II. von Baden Paul Mosern mit dem halben Teil von Schafhausen.
1426belehnt Markgraf Bernhard von Baden Wolff Maisser vom Berge und dessen Sohn Reinhard mit dem Dorf Schafhausen.
1429 – 1458 besaßen Wolff vom Stein (von Steineck) und seine Frau Anna Harderin von Gärtringen unser Dorf als Mannlehen vom genannten Markgraf.
wohl 1458 - 1464Dietrich von Gemmingen der Ältere erhält (kauft) vom Markgrafen von Baden den Ort Schafhausen.
1464 1468Graf Ulrich (V.) von Württemberg kauft das Dorf Schafhausen 1464 von Dietrich von Gemmingen ab.
1468-1534 / 1807Jener verkauft es an das Kloster Hirsau am 27. August 1468: „Vnser Dorff Schaffhusen ob will der Statt, an der Wirm gelegen mit Leuthen gueten Zünsen Gülten Vnd Fellen, mit Heusern Schüren Mihlen äckhern, wisen, wasser wün weyden waldgängen Holtz vnd Feld, Höfen, Huben mit Schäffereyen vnd gemeinlich mit allenandren in = Vnd Zuegehörungen, auch mit gerichten, Vogteyen Zwingen Bennen, Vnd mit aller vnd jeder Ehrhafften gewohnheit(lichen) Herlich = Vnd Gerechtigkheiten“.
Mit der Reformation fällt das Kloster Hirsau an Württemberg
. Als Klosteramt verwaltet Hirsau aber Schafhausen bis 1807 weiter.
1807 - 1808gehörte Schafhausen zum Oberamt Calw.
1808 - 1938gehörte Schafhausen zum Oberamt Böblingen.
1938 - 1972gehörte Schafhausen zum Landkreis Leonberg, ab 1.1.1973 wieder zum Landkreis Böblingen.
seit 1.8.1973ist Schafhausen in die Stadt Weil der Stadt eingemeindet.

 

Markungsstein mit dem Hirsauer Abtsstab

Markungsstein mit dem Hirsauer Abtsstab

 

Das Kloster Hirsau war also viele Jahre die bestimmende Größe für Schafhausen.
Dies bekunden die ehemaligen Markungssteine mit dem Hirsauer Abtsstab (siehe Abbildung rechts).

Durch zwei große Brände in den Jahren 1617 und 1634 ist baugeschichtlich bis auf Teile der Kirche nichts mehr aus der Zeit davor übrig geblieben.
Die drei ältesten Gebäude sind die evangelische Cyriakuskirche (1492, 1585, 1661, 1780, 1959 erneuert), das Pfarrhaus (um 1660) und das Rathaus (1681). Imposant vom Berg herunter grüßt die 1801 erbaute Zehntscheuer.

 

Rathaus Seitenansicht

Rathaus Seitenansicht

Rathaus Vorderansicht

Rathaus Vorderansicht

Cyriakuskirche

Cyriakuskirche

 

 

pfarrhaus-u-kirche-1-schafhausen

Pfarrhaus mit Cyriakuskirche

Die Entwicklung der Einwohnerzahlen
sieht folgendermaßen aus:
1500 lebten in Schafhausen rund 150 Einwohner
1600 und 1700 rund 250 Einwohner
1800 rund 550 Einwohner
1900 rund 666 Einwohner
2000 rund 2200 Einwohner.

zehntscheuer-1-schafhausen

Zehntscheuer

Näheres und Quellen siehe:
Ernst C. Haag, Schafhausen und seine Schäferei, Waiblingen, 1991, S. 5-6 und 12.  Ernst C. Haag, Ortssippenbuch Schafhausen, Waiblingen 1997, S. 12ff)